Die digitale Transformation in der Gesundheitswirtschaft verursacht nach Einschätzung der befragten Führungskräfte Ausschläge in beide Richtungen: Einerseits erhöhe sich die Komplexität, anderseits böten sich Chancen zur beruflichen Weiterentwicklung und zu mehr Gestaltungsfreiheit. Zeitliche Entlastung und erhöhter Zeitdruck halten sich nach Ansicht der Befragten die Waage. Neben verbesserten Geschäftsmöglichkeiten erwartet mehr als die Hälfte eine positive Veränderung der Unternehmenskultur, und zwar vor allem hinsichtlich Tempo, Flexibilität und Effizienzsteigerung.
Die Erwartungen in der Gesundheitswirtschaft an Optimierung und Neugeschäft durch die Digitalisierung sind offensichtlich hoch. Gleichwohl fürchten die von uns befragten Führungskräfte auch Risiken fürs Unternehmen durch die digitale Transformation. Einige haben Sorge, wichtige Trends zu verpassen (26 %) oder durch Wettbewerber überholt zu werden (13 %). Und die Unternehmenskultur könnte sich, so 13 % der Befragten, auch dahingehend verändern, dass der persönliche Kontakt verloren geht. Mangelnde Kompetenzen bei Mitarbeitenden und den Führungskräften selbst betrachtet hingegen mit 5 % nur ein sehr kleiner Anteil der Befragten als Risiko.
Mehr als die Hälfte der Befragten setzen in ihren Unternehmen Multi-Channel-Interaktionen mit Kunden um. Die Bedeutung von Digital Business ist erkannt, doch es mangelt noch an geeigneten Rahmenbedingungen zur Entwicklung digitaler Innovationen, zur Automatisierung von Routineprozessen und zur Definition messbarer Transformationsziele. Durch statistische Indexbildung ergibt sich derzeit folgender Digitalisierungsgrad: Ein Viertel der Unternehmen sind Digital Transformers, 5 % sogar Digital Leaders. Ein weiteres Drittel der Unternehmen sind als Digital Beginners zu betrachten und immerhin 3 % als Non-Digitals. Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich die Gesundheitswirtschaft offensichtlich mitten in einer Entwicklung, die einige Akteure noch nicht ansatzweise erreicht hat.
Als größte Herausforderungen der Digitalisierung sehen die befragten Führungskräfte derzeit das Schritthalten mit der Entwicklung, die Teilhabe der Mitarbeitenden sowie ein erfolgreiches Change-Management. Gefragt nach einem Ranking derzeit erforderlicher Führungskompetenzen nennen sie solche an vorderster Stelle, die bereits vor der Digitalisierung wichtig waren, und zwar weitestgehend genderunabhängig. IT-/Online-Kompetenz, disruptives Denken oder Transparenz werden derzeit noch als weniger wichtig angesehen. Gleichwohl gibt es auf Seiten der Befragten Weiterbildungsbedarf dafür, die eigenen Defizite werden also wahrgenommen.
Die durch die Digitalisierung veränderten Anforderungen an Mitarbeitende sind vielfältig: Die Befragten wünschen sich von ihnen vor allem die Anwendung neuer Tools, Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und einen versierten Umgang mit der Komplexität. Bei den Mitarbeitenden sind unter den Top 5 der von ihren Vorgesetzten aktuell als relevant angesehenen Kompetenzen nur solche, die schon vor der digitalen Transformation wichtig waren. Eine weitere Übereinstimmung: Auch im Team sind die Kompetenzen einer neuen Kultur derzeit noch gering ausgeprägt. Die Gesundheitswirtschaft offenbart hier also insgesamt Entwicklungsbedarf.
Die Führung der digitalen Transformation liegt in den Händen des Top-Managements, doch nur knapp jedes zweite Unternehmen hat eine Gesamtstrategie dafür. Bislang wurden kaum Strukturen zum Umsetzen geschaffen. Agiles Projektmanagement wird noch wenig angewendet, crossdivisionale Teams sind aktuell kaum vertreten. Agilität ist derzeit bei vielen in der Gesundheitswirtschaft also eher noch ein Buzzword als gelebter Arbeitsalltag. Big-Data-Verfahren werden immerhin bei fast 40 % derer eingesetzt, die Business-Intelligence-Analysen durchführen, Künstliche Intelligenz (KI) kommt indes kaum zum Einsatz. Mehr zu den Ergebnissen lesen Sie im DIG-IN Report 2019.
Allerdings sehen die befragten Führungskräfte die Notwendigkeit, sich im Rahmen der ditigalen Transformation weiterzubilden: Mehr als jeder Dritte präferiert eine Weiterbildung zum Umgang mit neuen Medien. Auch die Themen disruptives Denken und IT-Kompetenzen stehen ganz oben auf der gewünschten Weiterbildungs-Liste.
INDEX: Zur Aggregation der einzelnen Wichtigkeiten wurde ein Index gebildet, in den einfließt, wie oft eine Kompetenz den ersten, den zweiten bzw. bis fünften Rang erhalten hat bzw. gar nicht als wichtig beurteilt wurde. Somit lässt sich eine zusammenfassende Reihenfolge der einzelnen Kompetenzen ableiten.
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